Zugang zu KI-Technologien: Eine Frage von Einkommen und Bildung
Aktuelle Daten des Pew Research Center weisen darauf hin, dass sozioökonomische Marker wie das Einkommensniveau und der Bildungsgrad eine erhebliche Rolle beim Wissensstand über ChatGPT spielen. In einer repräsentativen Umfrage des amerikanischen Think-Tanks wurden US-Bürger zu ihrer Kenntnis von ChatGPT befragt.
Die Umfrageergebnisse offenbaren bedeutsame Unterschiede basierend auf Einkommens- und Bildungsniveaus. So gaben nur 13 % der Befragten mit niedrigem Einkommen an, viel von ChatGPT gehört zu haben, während dieser Anteil bei Befragten mit hohem Einkommen bei 28 % lag. Ähnlich Ergebnisse zeigen sich beim Bildungsstand: Nur 10 % der Befragten mit einem High-School-Abschluss oder weniger waren stark mit ChatGPT vertraut, im Vergleich zu 32 % der Befragten mit postgradualem Abschluss.
Angesichts der disruptiven Natur von Technologien wie ChatGPT und anderen großen Sprachmodellen (Large Language Models – LLMs) stellt sich die Frage, inwiefern Unterschiede in der Kenntnis und Handhabung von LLMs zu einer Verfestigung sozialer Ungleichheit beitragen.
In der durchgeführten Umfrage wurde speziell nach „ChatGPT“ gefragt. Es bleibt jedoch unklar, wie sich die Situation in Bezug auf andere generative Text-KIs, wie Bing oder Bard, gestaltet. Da „ChatGPT“ die meiste mediale Aufmerksamkeit genießt, könnten die Umfrageergebnisse eher ein generelles Wissen über KI-generierte Texte reflektieren und nicht ausschließlich spezifische Kenntnisse über ChatGPT.
Die vorliegenden Daten deuten auf eine bestehende Kluft hin: Individuen mit höherem Einkommen und höherem Bildungsstand scheinen eher Kenntnis von Technologien wie KI-Chatbots zu haben. Diese Befunde unterstreichen das Vorhandensein einer „KI-Kluft“, einer Erweiterung der bekannten digitalen Kluft, welche sich in den Unterschieden im Zugang und Verständnis von KI-Technologien zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen äußert.
Mögliche Folgen einer solchen KI-Kluft könnten erhebliche Auswirkungen auf die soziale Gleichstellung und Mobilität haben: Diejenigen, die Zugang und Verständnis zu diesen Technologien haben, könnten durch die vielfältigen Vorteile profitieren, die solche KI-Systeme bieten, wie gesteigerte Effizienz, Produktivität und neue Karrieremöglichkeiten. Dagegen könnte denjeningen, die in Bezug auf diese Technologien zurückbleiben, sowohl persönlich als auch beruflich Nachteile erfahren.
Um diese wachsende KI-Kluft zu überbrücken und soziale Ungleichheiten abzubauen, könnten zielgerichtete Bildungsinitiativen und verbesserte Zugangsmöglichkeiten helfen. Diese Bemühungen sollten darauf abzielen, das Bewusstsein und Verständnis für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI-Technologien in allen sozioökonomischen Schichten zu stärken. Technologie sollte nicht als elitäres Privileg wahrgenommen werden, sondern als ein universelles Werkzeug angesehen werden, welches das Potenzial besitzt, die Lebensqualität zu verbessern und Chancen für alle zu erweitern.